Mitwirkende

Mit dem Fahrrad eine neue Region zu erkunden, die Schönheit ihrer Landschaften zu genießen und ihre Sehenswürdigkeiten zu bewundern, während man sich gleichzeitig mit ihrer Geschichte und ihren aktuellen Problemen beschäftigt, das ist der Grundgedanke jeder meiner Radreisen.
Menschen vor Ort kennenlernen und sie selbst über ihre Sorgen und Nöte berichten lassen, eröffnet die Möglichkeit ein tieferes Verständnis für die Region zu gewinnen, das über ein bloß touristisches Erleben hinausgeht. Diese Erfahrung mit anderen zu teilen, sie durch eine Region zu führen, sich in der Gruppe mit den politischen und historischen Besonderheiten auseinanderzusetzen, ihre Vielfalt und die bereichernden Gedanken einer Gruppe kennen zu lernen, das ist Politische Radreisen.
Alles fing damit an, dass ich im 2008 im Auftrag von Umdenken, der Hamburger Landesstiftung der Heinrich-Böll-Stiftung eine politische Radreise von Dresden nach Prag organisierte. Diese Erfahrung war der Ausgangspunkt um in den folgenden Jahren mehr Reisen in Regionen anzubieten, die ich selbst vorher erkundet hatte. Dabei holte ich mir Hilfe für die Leitung der Reisen. Menschen, die eine Region besonders gut kennen, oder sich mit einem politischen Thema intensiv beschäftigt haben und ihre Erfahrungen während der Reise weitergeben. So entstand ein Kreis von Mitwirkenden, der sich im Folgenden vorstellen möchte.
Thomas Handrich

Alina Dzeravianka, Brest (Belarus)
Historikerin und Kulturmanagerin
Reiseleiterin und Referentin bei den Reisen nach Ostpolen/Belarus

„Ich lebe in Brest und arbeite zur Zeit als Kulturmanagerin und Projektdirektorin der Brest Fortress Development Foundation (Stiftung zur Entwicklung der Festung Brest). Darüber hinaus bin ich beteiligt an verschiedenen lokalen und internationalen historischen Projekten, wie unter anderem dem Digital history network, dem Atlas für die Festung Brest-Litovsk, oder der Webseite visitbrest.by

Anna Caban, Görlitz, Kultur-und Sprachmittlerin
Reiseleitung und Referentin bei den Reisen nach Pommern

„Ich wurde in Wrocław (Breslau) geboren und wohne seit 2013 in Görlitz. Mein Interesse an Stadtentwicklung und Kultur habe ich, nach meinem Studium der „Verwaltung in internationalen Organisationen“, in die Europastadt mitgenommen. Begeistert von der trinationalen Region setze ich mich vor allem für die deutsch-polnische Zusammenarbeit und das Zusammenwachsen ein und engagiere mich in vielen kulturellen Initiativen. Seit 2018 arbeite ich als freiberufliche Kulturschaffende, u.a. beim Kühlhaus Görlitz und beim Meetingpoint Music Messiaen.
Ich freue mich bei Politischen Radreisen den Teilnehmer*innen die polnische Geschichte und aktuelle Situation näherbringen zu können.“

Annette Jensen, Berlin, freie Journalistin, Autorin und Aktivistin
Reiseleitung und Referentin bei den Reisen zum Thema Transformation in eine enkeltaugliche Zukunft

Ich habe bei mehreren politischen Radreisen teilgenommen, sowohl als Teilnehmerin als auch als Mitorganisatorin. Es waren die besten Bildungsurlaube meines Lebens! Thomas schafft es, dass wir uns mit großer Tiefe einem Thema widmen können. Jeder Besuch ist gut vorbereitet. Wir besuchen sehr gezielt Menschen, mit denen wir in ein echtes Gespräch kommen können. In der Gruppe teilen wir unsere Gedanken und Eindrücke. So entfaltet sich das Thema der politischen Radreisen durch vielfältige Einblicke und verschiedene Perspektiven und wird zu einem Bildungserlebnis im besten Sinne. Ich beschäftige mich seit 30 Jahren mit den Themen Wirtschaft, Umwelt und Transformation und habe auf den Radreisen immer sehr wichtige Impulse bekommen.

Julius Pecha, Sozialarbeiter, Kecerovce (Slowakei)
Reiseleiter bei den Reisen in die Ostslowakei

Ich arbeite mit Thomas zusammen, wenn er mit einer Gruppe zu uns nach Kosice und in unsere Dörfer kommt. In die Kultur- und Lebenswelt der Roma in der Slowakei einzuführen und unsere Projekte zur Verbesserung unserer Lebenssituation vorzustellen, das ist meine Aufgabe bei Politische Radreisen. Mir liegt sehr am Herzen, wenn v.a. junge Menschen ihr Schicksal selbstbestimmt in die Hand nehmen und Verbesserungen für sich erzielen. Mir ist auch sehr wichtig, zum gegenseitigen Verständnis und Abbau von Vorurteilen zwischen Roma und Nicht-Roma beizutragen.“

Mario Daum, Wörth am Rhein, Politikwissenschaftler und Soziologe
Reiseleitung bei den Reisen in die Pfalz/Nordelsass

„Über den zweiten Bildungsweg bin ich zur gewerkschaftlichen und somit politischen Bildungsarbeit gekommen. Während und nach meinem Studium der Soziologie und Politikwissenschaft habe ich viele Seminare im Jugend- und Erwachsenenbereich mit den Schwerpunkten Arbeitsrecht, Gesellschaftspolitik und betriebliche Interessenvertretung durchgeführt. Hauptberuflich bin ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einem in Stuttgart ansässigen Forschungs- und Beratungsinstitut tätig. Im Ehrenamt bin ich in der Kommunalpolitik und bei den Naturfreunden aktiv.
Durch die (politische) Bildungsarbeit ermöglichen wir, Menschen neue Aspekte des Lebens zu erkunden und vor allem im gemeinsamen Austausch miteinander eine gewisse Selbstwirksamkeit zu erleben. Mein Ziel ist es dabei, Menschen dazu zu ermächtigen, mit ihren eigenen Möglichkeiten dazu beizutragen, das Leben für uns alle ein Stückchen besser zu machen.

Volha Kaskevich , Tartu (Estland), Umweltingenieurin und Journalistin
Gründerin und Leiterin der Umweltinitiative Bahna
Reiseleiterin und Referentin bei den Reisen nach Ostpolen/Belarus

„Seit meiner Kindheit haben mich Verwandte gelehrt, Kontakt mit der Natur zu erfahren, sie zu beobachten, in ihr sein zu können, und ich fühlte mich eher als ein Kind des Waldes als ein Kind der Stadt. In der Jugend ging dieses Verständnis ins Unterbewusstsein ein und kam wieder an die Oberfläche, als Aktivistin bei der Organisation „Bahna“ wurde, wo ich das Menschenrecht auf eine gesunde Umwelt und das Existenzrecht der Wildtiere verteidige. Ich erinnere mich an meinen ersten Kontakt mit dem Moor. Ich ging zum Rand des Waldes und vor mir öffnete sich ein heller Raum überflutet von Farben. Mein erster Gedanke war: „Ist es Wasser oder Erde?“
Während meiner Arbeit habe ich verstanden, wie wichtig es ist, was meine Kolleg*innen und ich tun. Es hat mir geholfen, die Art meiner Tätigkeit bewusst zu ändern. Heute habe ich die Qualifikation eines Umweltingenieurs und betrachte sie als den Beruf der Zukunft, weil in unserer Welt nur noch wenige natürliche Orte und Ökosysteme erhalten sind.“

Thomas Handrich, Vogelsdorf, Politikwissenschaftler
Gründer von Politische Radreisen

Ich bin seit vielen Jahren in der Politischen Bildungsarbeit zuhause, bei diversen Vereinen, Stiftungen und im letzten Jahrzehnt überwiegend selbständig. Mich motiviert, jeden Einzelnen bei der Entwicklung seiner/ihrer eigenen Urteilskraft zu stärken und die Gruppe als Ganzes zu einem solidarischen Erlebnis wachsen zu lassen. Politische Radreisen ermöglicht ungezwungenen, persönlichen Austausch, authentische Begegnungen und informelles Lernen. Und dabei tun wir was Gutes für unsere Umwelt und unseren Körper. Gerechtigkeit und Frieden sind für mich zentrale Werte. Mich treibt die Frage an, wie wir es schaffen können, den Raubbau an unserem natürlichen Lebensgrundlagen und die sich vertiefenden sozialen und kulturellen Spaltungstendenzen zu beenden. Dass das gute Leben für alle nur möglich wird, wenn wir uns von der kapitalistischen Wachstumsorientierung lösen, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich freue mich auf zukünftige kreative und kontroverse Diskussionen bei den Politischen Radreisen in den nächsten Jahren!
Mehr über mich und meine anderen Aktivitäten findet Ihr hier.

Silke Helfrich, Jagsttal, Romanistin und Sozialwissenschaftlerin, Autorin
Reiseleiterin und Referentin bei der Brandenburg-Reise

† Wir sind unendlich traurig, dass uns Silke Helfrich ganz plötzlich verlassen hat. Sie verstarb am 10. 11. 2021 bei einer Bergwanderung in den Alpen in Liechtenstein.

Ich war mit Thomas radelnd, konzipierend und moderierend unterwegs. Das ist immer eine Freude. Hoffentlich klappt es demnächst mal, einfach nur als Teilnehmerin dabei zu sein. Wobei mir noch viele Radreise-Themen einfallen, die ich gern mit konzipieren und vorbereiten würde. Ich war lange entwicklungspolitisch aktiv, zunächst in der Bildungsarbeit hier in Deutschland und dann in Mittelamerika. Seit 2007 bin ich als freie Autorin, Forscherin, Aktivistin und Bloggerin zum Thema Anderes Wirtschaften, Commons, P2P, Systemwandel aktiv. Dafür hat mich meine internationale Erfahrung gerüstet und ein Zweitstudium zur Gesellschaftsgestaltung mit Schwerpunkt Ökonomie. In allem was ich tue, geht es um die Verbindung zwischen Freiheit in Bezogenheit, Fairness und Lebendigkeit. Irgendwie trifft das auch ganz gut auf die Beschreibung der Politischen Radreisen zu.

Sofie Koscholke, Berlin, Kulturwissenschaftlerin
Reiseleiterin und Referentin bei den Reisen nach Pommern

Ich fühle mich seit 2009 und einem Praktikum in Warschau eng mit Polen verbunden, lernte die Sprache und arbeitete schließlich einige Jahre im deutsch-polnischen Jugendaustausch. Seither widme ich mich gern der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Mich beschäftigen Themen der globalen und Gendergerechtigkeit, der alternativen Lebens- und Ernährungsformen und persönliche Weiterentwicklung. Auch Themen wie die Mobilitätswende und new work interessieren mich und Nachhaltigkeit als Grundsatz des Handelns habe ich schon früh verinnerlicht. Mein heimlicher Lieblingsjob ist Feel-Good-Managerin und ich versuche stets, die Bedürfnisse der Gruppenmitglieder im Auge zu behalten.
An Thomas schätze ich seinen Sinn für Gerechtigkeit, seine Analysekompetenz, seine Lust zu diskutieren und die Fähigkeit, ein Wir-Gefühl zu stärken.
Nach drei gemeinsamen Reisen als Mitglied des Leitungsteams und der Belarus-Reise als Teilnehmerin möchte ich nur sagen: gerne wieder!

Ulrike Hössle, Landau, Politikwissenschaftlerin und Ethnologin
Referentin bei den Reisen in die Pfalz

Mein Herz schlägt für den globalen Süden: Menschenrechte (mit Schwerpunkt auf Frauenrechten), Verteilungsgerechtigkeit, zukunftsfähige Wirtschaftsweise, Erhalt der Umwelt sind Themen, mit denen ich mich beruflich und privat beschäftige. Trotz langjähriger (Arbeits-) Aufenthalte in Brasilien, Mosambik, Italien und USA bin ich nach wie vor in der Pfalz sehr verwurzelt und habe dank den politischen Radreisen begonnen mich mit den Freiheitsbewegungen im süddeutschen Raum zu beschäftigen. Gerne zeige ich die schöne Pfalz und die interessante, außergewöhnliche Geschichte meiner Heimatstadt Landau.

Agnieszka Rochon, Germanistin, langjährige Leiterin des Warschauer Büros der Heinrich-Böll-Stiftung, lebt nach einem zehnjährigen Aufenthalt in jeweils Berlin und Warschau, seit 10 Jahren wieder in ihrer Heimatstadt Krakau.

Sebastian Rochon, freiberuflicher Grafiker und Webdesigner, bereiste Krakau regelmäßig seit den 80er Jahren und lebt dort seit 20 Jahren.

Agnieszka und Sebastian Rochon bilden das Leitungsteam für unsere Krakau-Reisen. Beide sind intime Kenner der Krakauer Geschichte, Sehenswürdigkeiten, sowie politischen und kulturellen Szene. Beide sprechen fließend deutsch und polnisch.

Rafał Wędrychowski, Krakau, Germanist, Multiplikator und Trainer in der deutsch-polnischen Bildungsarbeit, arbeitet seit 30 Jahren als freiberuflicher Konferenzdolmetscher, u.a. für deutsch-polnische Institutionen und Bildungsstätten, politische Stfitungen, Kultureinrichtungen. Seit 2003 regelmäßig im Einsatz in der polnischen Dolmetscherkabine des Europäischen Parlaments.

“Mitte der 80er Jahre, als es mir im damals hoffnungslos verschulten Germanistikstudium in Krakau etwas zu eng wurde, ging ich in eine Stadt, die in jener Zeit als Inbegriff der Freiheit und Beengtheit zugleich galt – nach Westberlin. Dort lernte ich einen stets gut gelaunten Zeitgenossen kennen, der damals schon ein ganz passables, leicht pfälzisch gefärbtes Polnisch sprach. So begann vor mittlerweile mehr als 30 Jahren meine Bekanntschaft und Freundschaft mit Thomas Handrich. In all diesen Jahren haben wir gemeinsam einiges unternommen, gearbeitet und gefeiert, vor allem aber viel diskutiert – über Deutschland und Polen, Kommunismus und Kapitalismus, Wein und Fußball. Manchmal ging es richtig zur Sache, ich kann mich allerdings nicht erinnern, mich mit ihm je über irgendetwas gründlich zerstritten zu haben. Für so was ist Thomas wahrscheinlich überhaupt nicht zu haben… “