Reisen 2024: Pfalz

Auf den Spuren der Pfälzer Freischärler während des Pfälzer Aufstands im Mai und Juni 1849

Wann?          2.6. – 9.6.2024

Wir begeben uns auf die bislang zu wenig beachteten Spuren der Pfälzer Freischärler.

175 Jahre nach dem Pfälzer Aufstand im Mai/Juni 1849 wollen wir die zu Wort kommen lassen, die sich damals zur Verteidigung der Paulskirchenverfassung bewaffneten. Sie wollten damit die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz schützen, die ihnen die Verfassung garantiert hätte. Kurz zuvor, Ende April/Anfang Mai 1849,  versammelten sich  wiederholt viele Tausende Pfälzerinnen und Pfälzer in Neustadt und Kaiserslautern. In  Volksversammlungen suchten sie nach Antworten auf die Ablehnung der Verfassung durch das bayerische und preußische Königshaus. Wie war – in Zeiten ohne Telefon und Internet – die Mobilisierung breiter Bevölkerungsschichten möglich?

Die Loslösung von Bayern wurde beschlossen, eine Provisorische Regierung der Pfalz ins Leben gerufen und eine umfassende militärische Mobilmachung ausgerufen. Innerhalb weniger Wochen bildete sich eine Freischärlerarmee. Sie bestand aus Bürgerwehren, übergelaufenen, zumeist pfälzischen, Soldaten aus den bayrischen Festungsstädten Landau und Germersheim, Turnerverbänden, studentischen Gruppen und vielen Freiwilligen, die zumeist aus der Schicht der Handwerker und Tagelöhner kamen. Schlecht ausgerüstet und militärisch kaum geschult waren die Freischärler den am 11. Juni in die Pfalz einfallenden preußischen Truppenverbänden hoffnungslos unterlegen. Der Pfälzer Aufstand war beendet. Den Aufständischen wurde 1850 in Zweibrücken der Prozess gemacht. Eine 60  Jahre andauernde Demokratiebewegung in der Region sollte damit zu Ende gehen, aber die überlebenden Demokraten, ihre Ideen und Taten wirkten weiter. Und werden heute wieder entdeckt:

Was können wir für unsere Demokratie heute lernen aus den Auseinandersetzungen von damals? Wann ist oder ist Gewalt überhaupt als Mittel der Politik zu rechtfertigen? Welche Bedeutung haben außerparlamentarische Bewegungen für die Entwicklung der Demokratie? Wie lässt sich heute die Gesellschaft für Demokratie mobilisieren? Das sind nur einige der Fragen, die, abhängig vom Interesse der Teilnehmenden, während der Radreisen diskutiert werden können.

Tagungsort der Revolutionsregierung in Kaiserslautern

Orte, die wir besuchen werden

Wir sind zunächst in Kaiserslautern und Neustadt an der Weinstraße zu Gast. Beide Städte waren damals Hochburgen der Demokratiebewegung mit zahlreichen Volksversammlungen, die von vielen Tausenden Menschen besucht wurden. In Kaiserlautern wurde auch die Provisorische Regierung der Pfalz ausgerufen.

Wir begeben uns nach Homburg, Ludwigshafen und Rinnthal bei Annweiler. An allen Orten gab es militärische Auseinandersetzungen der Pfälzer Freischaren mit preußischen Verbänden.

Neustadt, Homburg und Zweibrücken  waren bereits 1831/32 Hochburgen der liberalen Opposition. Die Zeitschrift Deutsche Tribüne, herausgegeben von Jakob Siebenpfeiffer und Georg August Wirth, wurde für kurze Zeit das große Publikationsorgan der liberalen Opposition in allen deutschen Ländern. In Zweibrücken forderten liberal gesinnte Anwälte am Bayrischen Appellationsgericht Freispruch für die Angeklagten. Nach der Niederschlagung des Aufstands von 1849 wurden 333 Aufständischen in Zweibrücken der Prozess gemacht.

Denkmal am Hang oberhalb von Rinnthal

Übernachtungsorte und Route

Wir übernachten zunächst 4 Nächte im Bremerhof bei Kaiserslautern (bremerhof-kl.de), anschließend in Hinterweidenthal in der Pension zum Pfälzerwald (pensionzumpfaelzerwald.wordpress.com) sowie im Hotel am Teufelstisch (am-teufelstisch.de). Wir legen manche Strecken mit der Bahn zurück (KL-LU, KL-Homburg); je nach Wunsch kann ein Teil der Strecke zurück mit dem Rad zurück gelegt werden. Die Radabteile in den Regionalzügen sind i. d. Regel geräumig. Landschaftliche Höhepunkte sind die Überquerung des Daches des Pfälzer Waldes über Johanniskreuz und den Hermersberger Hof, die Tour von Zweibrücken zum Bremerhof durch die Südwestpfalz und die Touren durch das Dahner Felsenland. Ein Genuss: Der Lautertal-Radweg abwärts nach Wissembourg (Elsass). Dort endet unsere Reise am Sonntag Mittag am Bahnhof.

18. Juni 1849: Rückzug der Revolutionsarmee über die Rheinbrücke bei Knielingen (Foto: Mario Daum)

Besonderheiten

Bildungsurlaub möglich, Teilnahme von Nichtradler*innen möglich! Letztere reisen mit dem Auto bzw. auch mit dem Zug mit an die geschichtsträchtigen Orte. An mehreren Plätzen erwarten uns Lokalhistoriker*innen, die uns im Detail die Geschichte erzählen.  Interessierte Pfälzerinnen und Pfälzer sind eingeladen, an den Führungen bzw. Vorträgen  in den jeweiligen Orten teilzunehmen.

Reiseleitung und wissenschaftliche Begleitung

Die beiden Reisen werden von Anne Waninger und Thomas Handrich geleitet. Als wissenschaftlicher Begleiter nimmt Felix Zimmermann teil. Felix schreibt seine Dissertation über August Willich. Der Freicorps von August Willich war mit 800 Mann der größte und am besten ausgebildete Corps innerhalb der Pfälzer Freischärlerarmee.

Radstrecken

Wer nicht anstrengende Hügel und z. T. kilometerlange  Anstiege fahren möchte, empfehle ich die Mitnahme oder Ausleihe von Pedelecs. Im Winter recherchiert Politische Radreisen vor Ort mögliche Ausleihstationen. Es besteht auch die Möglichkeit, mit seinem eigenen Auto die Tour mitzumachen.

Leistungen & Kosten

Leistungen: 7 (!) Übernachtungen im Doppelzimmer mit Frühstück, Buchung von Einzelzimmern mit Aufschlag möglich! Bildungsprogramm und Moderation spannender Diskussionen zum Thema, kulturelles Begleitprogramm, Reiseleitung (2 Personen), wissenschaftliche Begleitung (1 Person), Ggf. Eintritte in Museen.

Kosten:

□  € 990.- Normalbeitrag
□  € 1200.- Huckepackbeitrag von Menschen für Menschen mit weniger Geld. Menschen mit weniger Geld zahlen (nach Rücksprache) einen verringerten Teilnahmebeitrag.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem Forum Unna und Politische Radreisen.

Mehr Informationen und Anmeldung unter: thomashandrich@posteo.de;

Siehe auch Archiv Politische Radreisen unter: politische-radreisen.de.