Reisen 2021: Polnischer Urwald

Grenzerfahrungen:
Mit dem Rad unterwegs im polnischen
(und vielleicht belarussischen) Urwald

Radreise, Bildungsurlaub möglich

04.07. – 10.7.2021

Der letzte Tieflandurwald Europas im äußersten Osten Polens wird seit zwei Jahren von Politische Radreisen entdeckt. Zusammen mit der Wald- und Moorkennerin Olga Kaskevich aus Belarus und lokalen Waldexpert*innen begeben uns zu Fuß und radelnd in eines der letzten Urwaldgebiete Europas. Wir lernen eine Region mit hoher Artenvielfalt in Pflanzen- und Tierwelt kennen und erfahren, wie sich die Natur selbst regeneriert. Wie lässt sich das gestörte Verhältnis zwischen Mensch und Natur wieder verbessern?
Die Region ist auch kulturhistorisch bedeutsam: Hier begegneten sich orthodoxe, jüdische und katholische Kulturen, zogen russische, polnische, sowjetische und deutsche Soldaten, häufig eine Blutspur hinterlassend, hindurch. Wir besuchen im Wald Orte der Erinnerung von Verschleppung und Ermordung, verursacht während der deutschen und sowjetischen Besatzung. Falls die Grenze nach Belarus geöffnet sein wird, werden wir auch die belarussische Seite des Urwalds und umliegende Dörfer erkunden. Eine Reise, die zum Nachdenken anregen soll: Wie lässt sich ein Europa bauen, das die richtigen Lehren aus der Geschichte gezogen hat und Grenzen überwinden kann?

Bitte nur anmelden, wenn die Reise auch ohne den Aufenthalt in Belarus Dein/Ihr Interesse findet.

Leitungsteam: Olga Kaskevich, Thomas Handrich, N.N.

Themen der Reise:
Während der Radreise überschreiten wir in vielerlei Hinsicht Grenzen: Die Grenze zwischen Natur- und vom Menschen geprägter Kulturlandschaft, hoffentlich die Grenze zwischen zwei Machträumen, der Europäischen Union und der russischen Einflusssphäre, die Grenze ungleicher wirtschaftlicher Entwicklungen. Zugleich bewegen wir uns in einem Raum, in welchem verschiedene Religionen und Volksgruppen sich Jahrhunderte lang friedlich begegneten. Im kriegerischen 20. Jahrhundert war die Region zunächst unter russischem Einfluss, wurde dann im 1. Weltkrieg von den Deutschen erobert, danach war sie polnisch, bevor sich die Deutschen wiederum 1939 entsprechend der im Hitler-Stalin-Pakt vereinbarten Grenzziehung die Region besetzten und insbesondere die jüdische Kultur zu vernichten suchten; nach 1945 verläuft die Grenze zwischen Polen und der Sowjetunion bzw. ab 1991 Belarus mitten hindurch.
Leider ist seit März (Stand November 2020) aufgrund von Corona und der instabilen Lage in Belarus die Grenze inmitten des Urwaldes geschlossen. Wird sie offen sein, werden wir 2-3 Tage in Belarus verbringen, eventuell mit Umweltaktivist*innen aus Belarus. Klappt es, werden sie uns nicht nur die Umweltsituation in Belarus erläutern, sondern uns Einblicke aus erster Hand in ein Land geben, dass von Deutschland aus gesehen, für viele völlig unbekannt ist, jedoch in den letzten Monaten durch den anhaltenden Protest gegen die gefälschten Wahlergebnisse auch bei uns Aufmerksamkeit erlangte.
Möglicherweise müssen wir jedoch auf der polnischen Seite verweilen. Wie die beiden Reisen in 2020 zeigten, ist das Dorf Bialowieza und der gleichnamige Urwald auch für sich faszinierend und eine Reise wert!. Wir werden auf alle Fälle die Kernzone des Naturschutzgebietes besuchen und zwei bis drei weitere Exkursionen in die Wälder mit dem Rad und auch zu Fuß unternehmen und dabei die Entstehung und Gefährdung von Mooren, die Artenvielfalt des Waldes beobachten und seine Ausstrahlung spüren. Historisch spiegelt sich im Dorf Bialowieza und in seiner Umgebung wie in einem Brennglas die große Geschichte wieder. Wir können mit der Initiatorin eines virtuellen Museums auf Spurensuche der jüdischen Geschichte gehen, im Wald verschiedene Gedenkorte an die Verbrechen der Sowjetunion unter Stalin als auch Deutschlands unter Hitler besuchen und erfahren, welch große Last die Diktaturen des 20. Jahrhunderts den Menschen in der Region auferlegt haben. Übrigens liegt inmitten des Urwaldes, allerdings auf der belarussischen Seite, auch der Ort, wo im Dezember 1991 mit den Vereinbarungen von Beloweschskaja Puschtscha die Auflösung der Sowjetunion beschlossen. Falls die Grenze uns offen steht, werden wir uns dem Ort der Unterzeichnung, soweit erlaubt, annähern; heute ist der Ort Jagdschloß des belarussischen Präsidenten

Termin/An- und Rückreise/Radtransport
Politische Radreisen bietet eine gemeinsame Anreise (und Rückreise) ab/nach Berlin an. Um innerhalb eines Tages mit der Bahn anreisen zu können, gibt es den Eurocity von Berlin nach Warschau. In diesem Jahr fuhr der Zug nach 9:30 Uhr in Berlin los und wir waren abends um 18:00 Uhr wieder zurück. Weiter geht es mit dem Bummelzug und die letzten 30 bis 70 km mit der Taxe. Die Anreise mit dem Rad durch Polen ist aufgrund fehlender Platzangebote für Räder als Gruppe nicht möglich, wer nicht auf seinen eigenen Drahtesel verzichten möchte, der suche sich seine individuelle Anreisemöglichkeit. Ich empfehle die Ausleihe eines Tourenrades vor Ort. Auch E-Bikes können dort ausgeliehen werden.

Unsere Quartiere
Wir übernachten auf der polnischen Seite im Dorf Bialowieza in 2 Quartieren: Dwor na Otolinie (Webseite derzeit defekt, aber bei booking.com gibt es einige Bilder) ist v.a. das Quartier für diejenigen, die Einzelzimmer gebucht haben. Unser zweites Quartier ist das Czar Puszczy (http://czarpuszczy.pl/en/about-us/). Hier können wir uns gemütlich versammeln und auch tagsüber selbst versorgen. Politische Radreisen verwöhnt Euch mit einer Halbpension; d.h. Frühstück und einer weitere warmen Mahlzeit. Wir werden gemeinsam entscheiden, wann wir uns selbst versorgen möchten und wann wir uns das Frühstück bzw. die warme Mahlzeit servieren lassen möchten. Unsere beiden Unterkünfte liegen 200 Meter voneinander entfernt sehr ruhig am Dorfrand; gleich hinter dem Haus beginnen die Wiesen, die in den frühen Morgenstunden auch von Bisons genutzt werden. In 2 Minuten sind wir in der Natur; nur 10 Minuten sind es zu Fuß zu einem Dorfladen. Bettwäsche und Handtücher werden von den Unterkünften gestellt. Wenn wir möchten, können wir die Sauna im Garten an einem Abend buchen.

Wichtige organisatorische Hinweise

  • Bitte führt ein Reisedokument, Personalausweis oder Reisepass mit Euch. Wir befinden uns im unmittelbaren Grenzgebiet, Ausweiskontrollen sind möglich.
  • Die Reisesprache wird englisch sein bei Führungen. Intern werden wir deutsch sprechen können, da Olga deutsch versteht. Sie wird aber selbst Englisch sprechen.
  • Achtung: Wir befinden uns im Zeckengebiet; FSNE-Impfung wird für Menschen, die Zecken anziehen, ist angeraten! (Tipp: Wenn ihr beim Hausarzt Bayern als Reiseregion abgibt, zahlt die Krankenkasse die Impfung)
  • Bitte Mückenschutz mitbringen, abends um den Sonnenuntergang werden wir kräftig attackiert werden.
  • Es empfiehlt sich auch ein entsprechendes Kleidungsset mitzunehmen, das keine Angriffsmöglichkeiten für Stechmücken bietet.
  • Festes Schuhwerk für Waldspaziergänge abseits der Wege.
  • Geld kann bequem vor Ort (oder bereits in Warschau) getauscht werden. Wir empfehlen die Mitnahme von Bargeld, dann entfällt die Kommission für die Bank.
  • Noch eine Empfehlung: Bitte Radhelm mitbringen!

Bildungsurlaub
Es ist möglich, diese Reise als Bildungsurlaub anerkannt zu bekommen. Politische Radreisen kooperiert bei dieser Reise mit dem Forum Unna, einem allseits anerkannten großen Anbieter von Bildungsurlaubsseminaren. Zur Zeit trudeln die ersten Bewilligungen aus den Bundesländern bei uns ein. Teilnehmende, die ohne BU-Bewilligung nicht mitreisen können, vermerken dies mit „Teilnahme nur mit BU-Bewilligung“. Erst mit der Bewilligung wird in diesem Fall eine erste Anzahlung fällig.

Wichtige organisatorische Hinweise
Falls wir nach Belarus einreisen können ist ein noch mindestens 6 Monate gültiger Reisepass ist notwendig. Ebenso ist an der Grenze ein – für Belarus ausgestellter – Auslandskrankenversicherungsschein notwendig. Die Reisesprache wird teilweise englisch sein. Falls Sie selbst eine Reiserücktrittsversicherung abschließen möchten, kann ich Ihnen behilflich sein. Ich bitte, in ihrem eigenen Interesse, darum, im Besitz einer gültigen Haftpflichtversicherung zu sein.

Leistungen:
6 Übernachtungen im Doppelzimmer inkl. Halbpension, Reiseleitung inkl. politisches und kulturelles Begleitprogramm, Eintrittskarten Naturpark polnische und ggf. belarussische Seite, Führung auf der polnischen Seite, ggf. Organisation und Kostenübernahme der Einreisemodalitäten nach Belarus, Organisation der gemeinsamen Anreise ab Berlin durch Polen, Organisation Radausleihe (Tourenräder) vor Ort

Kosten:
□ € 790.- Normalbeitrag □ € 690.- Menschen mit weniger Geld □ € 890.- Huckepackbeitrag, der Menschen mit weniger Geld unterstützt.
Die Festlegung erfolgt nach Selbsteinschätzung. Machen Sie Ihr Kreuz da, wo Sie sich verorten möchten. Wenn Sie weniger als den Mindestbeitrag leisten können, setzen Sie sich bitte mit dem Veranstalter in Verbindung, wir finden eine Lösung! Politische Radreisen möchte nicht, dass Sie die Reise aus Kostengründen absagen müssen. Bei Einzelzimmerbuchung und Radausleihe berechne ich Ihnen eine entsprechende Gebühr, vermerkt auf dem Anmeldeformular.
Falls der Aufenthalt in Belarus möglich wird, erhöhen sich die Reisekosten um 150.- EUR/Person (zusätzliche Übernachtungen, Führungen, Einreisegebühren, etc.).

Zusätzlich Radausleihe: 65.- EUR für Tourenrad, 150.- EUR für E-Bike, Zugfahrt Berlin-Ostpolen und zurück inkl. Transport mit dem Auto vom Bahnhof zum Quartier: 130.- EUR.

Das Anmeldeformular zur verbindlichen Anmeldung erhalten Sie mit einer Mail an: thomashandrich1@aol.com

Berichte von Teilnehmer*innen und Bilder unserer vorherigen Reisen in den Urwald findet ihr in unserem Archiv