Kinder, Küche und Kirche? – nicht mit uns!
Emanzipierte Frauen in der Geschichte und Gegenwart Krakaus
keine Radreise, Bildungsurlaub möglich
15.8. – 21.8.2021
Mit dem erneuten Versuch das Antiabtreibungsgesetz zu verschärfen hat die polnische Regierung im Herbst 2020 die größte Protestbewegung seit der Solidarnosc in den 80er Jahren hervorgerufen. Hunderttausende, vor allem junge Frauen, zeigen ihren Unmut über die permanenten Versuche der PiS-Regierung ein traditionelles,
katholisches Frauen- und Familienbild durchzusetzen. Doch auch ohne die aktuellen Angriffe auf das Selbstbestimmungsrecht der Frauen bleibt – 30 Jahre nach der demokratischen Wende – die Gleichstellung der Geschlechter nur ein Postulat. Nach wie vor verdienen Frauen weniger als Männer und sind in den Führungspositionen von Wirtschaft und Politik stark unterrepräsentiert.
Um sich mit der Situation der Frauen in Polen auseinanderzusetzen, bietet die alte, traditionsreiche Stadt Krakau mehr als eine schöne Kulisse. Hier haben in den vergangenen Jahrhunderten starke Frauen Geschichte geprägt. Hier setzten die Aktivistinnen der Frauenbewegung im 19. Jahrhundert ihr Recht auf Zugang zu höherer Bildung durch und halfen mit, 1918 das Wahlrecht für Frauen zu erkämpften.
Wie nehmen die Ur-Enkelinnen der polnischen Suffragetten ihre Rolle in der heutigen Gesellschaft wahr? Welche Lebensentwürfe haben sie entwickelt und welche durchgesetzt? Wie reagieren sie auf die aktuellen Versuche ihre Rechte einzuschränken? Lassen sie sich wieder in die Ecke »Kinder, Küche, Kirche« drängen?
Während der Woche in Krakau erleben wir die Stadt und ihre Geschichte aus der Frauenperspektive. Wir folgen den Spuren der historischen Frauenbewegung und lernen Frauen kennen, die sich heute als Aktivistinnen, Politikerinnen oder Künstlerinnen für Frauenrechte einsetzen und Freiräume für Frauen erobern.
Leitungsteam
Agnieszka Rochon, Germanistin, langjährige Leiterin des Warschauer Büros der Heinrich-Böll-Stiftung, lebt nach einem zehnjährigen Aufenthalt in jeweils Berlin und Warschau, seit fast 10 Jahren wieder in ihrer Heimatstadt Krakau.
Sebastian Rochon, freibruflicher Grafiker und Webdesigner, bereiste Krakau regelmäßig seit den 80er Jahren und lebt dort seit 20 Jahren.
Beide sind intime Kenner der Krakauer Geschichte, von Sehenswürdigkeiten, sowie der politischen und kulturellen Szene. Beide sprechen fließend deutsch und polnisch.

Frauenproteste in Krakau.
Themen und Programmpunkte
1. Bedeutende Frauen der Geschichte Krakaus
- Spaziergang mit historischer Einführung – auf den Spuren von ungewöhnlichen Frauen, Königinnen, Rebellinnen, Stifterinnen, die in den vergangenen Jahrhunderten „ungewöhnliches“ leisteten. Orte der Besichtigung: Wawelschloß und -Kathedrale, Collegium Majus der Jagiellonen-Universität Czartoryski-Museum, Museum des Alten Theaters.
2. Beginn der Frauenbewegung:
- Woher kommt die polnische Frauenbewegung? – Treffen mit Sławomira Walczewska (angefragt), einer der führenden Feministinnen der Nachwendezeit, Autorin des Buches „Damen, Ritter und Feministinnen“, das 2015 in der deutschen Version erschien
- Vorreiterinnen der Frauenemanzipation – Spaziergang mit historischer Einführung durch das Krakau der Jahrhundertwende auf den Spuren von Aktivistinnen der Frauenbewegung
- „Frauen der ersten Stunde“ („Siłaczki”, Polen 2018, Drehbuch und Regie: Marta Dzido und Piotr Śliwowski) – Filmvorführung: Der erste polnische Film über die sog. Siłaczki (starke Frauen), polnische Suffragetten, die um die Jahrhundertwende 19/ 20. Jahrhundert das Wahlrecht für Frauen erkämpften. (Abends: optional für Interessierte)
3. Frauen im Sozialismus:
- „Kontroverse Gleichberechtigung” vor und nach der Wende? – Treffen mit einer der Autorinnen der Anthologie „Freie Wahl von Magdalenka“ („Wolny wybór Magdalenki”): Auseinandersetzung mit der Rolle der Frauen im Sozialismus und in der Solidarność-Bewegung, Bewertung der Demokratieentwicklung in Polen der Nachwende-Zeit aus der herstorischen Perspektive.
- Frauen in der sozialistischen Realität – Einblicke in das Leben der Frauen in der „neuen” sozialistischen Realität der Nachkriegszeit entlang der Geschichten von Frauen, die Nowa Huta (ein Stadtteil von Krakau, der als eine Muster-Arbeiterstadt um das Eisenhütten-Kombinat geplant wurde) bauten und dort lebten.
- „Die Frauen der Solidarność“ („Kobiety Solidarności”, Polen 2014, Drehbuch und Regie: Marta Dzido und Piotr Śliwowski) – Filmvorführung: Filmische Auseinandersetzung mit der Rolle der Frauen in der Gewerkschaft Solidarność der größten Oppositionsbewegung der 70er und 80er Jahre. (Abends: optional für Interessierte)
4. Was bewegt die Frauen heute?
- Frauen in der Politik – Treffen mit Nina Gabryś (angefragt), der jüngsten Stadträtin der laufenden Legislaturperiode, die im Krakauer Rathaus 2019 das Frauenrat etablierte
- Frauen an den Hochschulen– Treffen mit Iwona Demko (angefragt), Professorin der Krakauer Kunstakademie, Initiatorin und Organisatorin der Veranstaltungsreihe „100 Jahre Frauen an der Akademie“
- Kunst als Raum für Frauensolidarität – Treffen mit Ewa Pasternak-Kapera (angefragt), Mitbegründerin der feministischen Stiftung TA mit anschließendem Besuch einer Ausstellung
- Frauen im Widerstand – Treffen Vertreterinnen von Krakauer Protestinitiativen: Organisatorin des “Frauenstreiks“ und des „Schwarzen Protestes“ in Krakau und Vertreterin von KOD (Komitee zur Verteidigung der Demokratie)
- Nowa Huta „empowert Mädchen“ – Besuch von Dziewczyńskie Centrum Mocy („Power – Zentrum für Mädchen“), Treffen mit der Vertreterin der Stiftung Autonomia (Trägerin der „Power-Zentrums“)
Literaturtip
„Damen, Ritter und Feministinnen. Zum Frauenrechtsdiskurs in Polen“ von Sławomira Walczewska, Verlag Harrassowitz, 2015
https://www.deutsches-polen-institut.de/publikationen/reihe-polnische-profile/s-awomira-walczewska-damen-ritter-und-feministinnen/
Übernachtungsort:
Dom Studencki Zaułek, ul. Piekarska 5-7, 31-067 Kraków, tel. 12 662 67 70
Email: dszaulek@up.krakow.pl | https://zaulek.up.krakow.pl/
Super zentral und zugleich ruhig in Krakow-Kazimierz gelegen!
Beginn/Treffpunkt:
Sonntag um 18:00 Uhr in unserer Pension; Ende: Samstag nach dem Frühstück
Leistungen:
6 Übernachtungen mit Frühstück und Halbpension (d.h. täglich eine warme Mahlzeit), 2 Reiseleiter*innen mit mehreren Referent*innen, Sprachmittlung, täglich Minisprachkurs, Fachführungen, Treffen mit Referentinnen, Eintritte laut Programm, Tipps für weitere Erkundungen auf eigene Faust.
Nicht enthalten: An- und Abreise.
Kosten:
□ € 840.- Normalbeitrag □ € 690.- Menschen mit weniger Geld
□ € 990.- Huckepackbeitrag, der Menschen mit weniger Geld unterstützt.
Die Festlegung erfolgt nach Selbsteinschätzung und bleibt geheim. Machen Sie später Ihr Kreuz im Anmeldeformular da, wo Sie sich verorten möchten. Wenn Sie weniger als den Mindestbeitrag leisten können, setzen Sie sich bitte mit dem Veranstalter in Verbindung, wir finden eine Lösung! Politische Radreisen möchte nicht, dass Sie die Reise aus Kostengründen absagen müssen.
Ggf. Einzelzimmerzuschlag (siehe Anmeldeformular).
Das Anmeldeformular zur verbindlichen Anmeldung erhalten Sie mit einer Mail an: thomashandrich1@aol.com
Allgemeine Hinweise:
Die Mindestteilnehmerzahl liegt bei 10 Personen. Falls die Reise wegen zu geringem Interesse ausfallen sollte, werden wir Sie spätestens 10 Wochen vor Reisebeginn informieren. Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Bestätigung und das Programm zugeschickt. Falls Sie eine Reiserücktrittsversicherung abschließen möchten, können wir Ihnen behilflich sein. Wir bitten, in ihrem eigenen Interesse darum, im Besitz einer gültigen Haftpflichtversicherung zu sein. Die Organisation und die Kosten der Anreise/Rückreise übernehmen die Teilnehmer*innen selbst.
Es besteht die Möglichkeit, für die Reise Bildungsurlaub zu bekommen. Ausgenommen sind leider die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Baden-Würtemberg.
Die Reise findet in Kooperation mit dem Schloss Trebnitz Bildungs- und Begegnungsstätte e.V. statt.