Reiseblog zur Pfalzreise 2011

Oliver und Christian – zwei Teilnehmer der Reise – haben in einem Blog, den wir hier zusammengefasst wiedergeben, fortlaufend von der Reise berichtet:

26.9.2011
Reifen platt
von Oliver

Erster unplanmäßiger Halt zwischen Speyer und Nußdorf. Hoffentlich auch der einzige.


27.9.2011
Etappe Altrip – Speyer – Nußdorf
von Christian

Nach einem ausgiebigem Frühstück und der Vorstellung der Route (50 km) ging es in die Einführung zum Curriciulum dieser Reise. Anfangen wollen wir heute über die Bedeutung der Französischen Revolution auf die Pfalz.

In den nächsten Tagen lernen wir einiges über das Hambacher Fest und zum Abschluß die Verhältnisse während der Badischen und Pfälzischen Revolution. Zurück zur Französischen Revolution. Was hat das mit der Pfalz zu tun? Tja. Die Vorkommnisse in Paris fanden einen fruchtbaren Nährboden in der Pfalz vor. Nicht überall, zugegeben, aber doch an vielen Stellen. Die vom Klerus und Adel geknechtete Bevölkerung, Bauern, begehrten auf gegen die Obrigkeit. Zu Groß war der Druck von Oben, zu unmenschlich waren die Gesetze.

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Die Erklärung der Menschenrechte – unter großem Zeitdruck zusammengeschrieben von der Nationalversammlung im Jahre 1789 – war der Befreiungsschlag, der von zahlreichen pfälzischen Dörfern vorbehaltlos unterschrieben wurde. Allerdings erfolgte das selten faktisch. Doch die Begeisterung der Pfälzer Bauern, die viele Jahre später Bürgerrechte für sich und die Nachkommen sicherten, war entfacht.So nutzten wir die Pause kurz vor Speyer um mehr über die “Linksrheinische Demokratiebewegung” zu erfahren. In Speyer selbst ist der Dom atemberaubend. Dieses Bauwerk überzeugte durch seine romanische Architektur vollends. Reflektiert wurden diese 15km Anfahrt am Rhein entlang durch das Oktoberfestbier und Rheingönheimer Weizen mit deftiger Kost im “Alten Hammer”. Jetzt folgten noch 35km im Sattel quer durch die Südpfalz. Einige Überraschungen waren noch im Gepäck.Kurz hinter Dudenhofen gab es den ersten Reifenschaden. Für Radtour-Novizen wie Oliver und mich ein fast schon vorausgeahntes Ereignis. Andere Veteranen der politischen Radtouren blieben zuvor von derlei Unglück verschont. Kleinere technische Schwierigkeiten wurden anschließend locker bewältigt und so mündete die anfängliche Flachetappe in einem hügeligen Finale. Die Wingerte links und rechts von uns waren zum Großteil noch grün gefärbt. Teilweise lag die Lese nur wenige Stunden zurück, doch die meisten Reben hielten schlicht noch keiner Reifeprüfung stand. 2011 wurde zwar so früh wie schon lange nicht mehr der erste Wein geerntet, doch das gilt nicht für jede Rebe. Gut Ding will und muss Weile haben.Wir schlagen den Bogen zurück zu der Zeit nach der französischen Revolution und vor der Konterrevolution. Denn die demokratische Bewegung konnte seinerzeit nicht schnell genug durch das Land ziehen.Diese Geschichte wird morgen seine Fortsetzung erfahren. Übrigens wissen wir jetzt mehr über den Anbau des Weines. Der Gastgeber hielt uns zu Salat und Pfälzer Schlachtplatte, man munkelt es handelte sich um einen Pfälzer Teller, einen interessanten Vortrag. Mecklenburg-Vorpommern muss sich leider gedulden, was den Anbau von Wein betrifft.Wir diskutierten eifrig bis in die späten Abendstunden über Fankultur und Schifffahrt. Der Wein ist dabei unser bester Freund. In Nussdorf haben übrigens die “alten” Familien ein Doppel F im Namen. Die Begründung gibt es am Dienstag.


28.9.2011
von Oliver
Weinprobe in Hainfeld


28.9.2011
von Christian
Auf geht’s zum Hambacher Schloss


28.9.2011
Am Fusse des Hambacher Schlosses
von Christian

17km durch die schönen Weinberge, mit vielen Steigungen und Abfahrten, haben wir den Fuss des Hambacher Schlosses erreicht. Zwischendrin, in den kleinen Pausen, spannende Geschichten über die Vorgeschichte des Hambacher Festes. Unser Gastgeber während der Pause ist das Weingut Schäffer.


28.9.2011
Zartbitter
von Christian

Nach der sehr interessanten Geschichtsstunde auf dem Hambacher Schloss beginnt der gemütliche Teil mit Weinprobe, Käse und Brot. In Hambach, Weingut Schäffer.
Zartbitter ist ein Cuvée aus Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah.


28.9.2011
Zum Abendessen in Rhodt
von Christian
Das Abendessen werden wir in Rhodt zu uns nehmen. Gasthaus “zum Adler” ist unsere Gastschänke.


28.9.2011
Abschluss im Martinsdorf
von Christian
Weinprobe im Martinshof. Unsere Herberge. Ein Betrieb mit 10ha Weinanbau. Herzliche und freundliche Gastgeber.


29.9.2011
Etappe Nussdorf – Landau – Dammheim – Nussdorf
von Christian
Gestärkt durch ein sehr reichhaltiges Frühstück ging es mit dem Historiker Rolf Übel hinaus nach Nussdorf ins Bauernkriegshaus. Ein sehr spannender Vortrag über die Bauernkriege von April 1525 bis 24.Juni 1525 wurde uns mit viel Leidenschaft und Wissen vermittelt. Was so eine Kerwe ausrichten kann! 200 Personen rotteten sich als Nussdorfer Haufen zusammen, um Burgen und Klöstern das fürchten zu lehren. Hier in Nussdorf beginnt der Bauernkrieg. Pfeddersheim war die Endstation. Diese Schlacht war der Wendepunkt. Trotzdem, welche eine Geschichte dieses Dorf hat! Nach der Franz. Revolution hat dieses Dorf sogar den ersten demokratisch gewählten Bürgermeister gestellt.
Die Sonne schien wie im Hochsommer, wir folgten Herr Übel durch Nussdorf bis nach Landau. Weiter ging es mit der Geschichte während der Franz. Revolution in Landau. Weniger Kämpfe als in Paris. Aber ein erster Jakobinerklub wurde auch in Landau gegründet. Bis 1794, kurz danach kam Napoleon und ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen.
Aufregend waren die originalen 200 Jahre alten Dokumente aus dieser Zeit. Herr Martin aus dem Stadtarchiv reichte sie uns während seines Vortrages. Danach ging Herr Übel mit uns zum Stadtspaziergang. Der “Landauer” wäre uns nach einem ausgiebigen Fussmarsch am liebsten gewesen. Anstatt dessen ging es wieder aufs Rad. Unsere Kondition ging zu Ende.
Am Abend sangen wir Freiheitslieder. Der Tag war rundum gelungen. Leider haben wir noch nicht heraus gefunden, warum die “alten” Nussdorfer Familien ein Doppel F im Namen haben. Die Historiker und die letzte Weinprobe am Mittwoch brachten keine Erklärung. Wir bleiben dran!


29.9.2011
Etappe: Nußdorf – Hambach – Rhodt – Nußdorf
von Christian

Wer dachte, dass mit der 2. Etappe die schwerste Route überstanden sei, musste sich im Laufe der 4. Etappe eingestehen, dass sie oder er sich irrte. Die heutige Etappe war mit insgesamt etwa 32 Kilometern und trotz zahlreicher Pausen zwar nicht die längste, doch wegen des hügeligen Geländes teilweise sehr giftig und am Ende von vielen als die bislang größte Herausforderung beschrieben. Zwischendurch liefen wir auch noch hinauf zum Hambacher Schloss, dessen Hambacher Fest vor bald 180 Jahren den Tag prägte.

Trotz aller Anstrengung wurde das geistreiche nicht vernachlässigt. Ein Abstecher zum Weingut Klein gleich zu Beginn des Tages lockerte den Hinweg auf. Auf die Wandertour folgte eine erste Weinprobe im Weingut Schäffer. Anschließend führte uns der Weg nach Rhodt zum Rhodter Adler. Das teils deftige teils exquisite Abendessen ist den Einheimischen jederzeit eine Empfehlung wert. Dem können wir uns nun anschließen. Nach der Anschließenden Heimfahrt rundete eine finale Weinprobe den erneut sonnigen und erkenntnisreichen Tag ab. Das dürfte und sollte durch die zahlreichen zweizeiligen Blogartikel des Tages auch rübergekommen sein.
Doch das Kulinarische war nur ein Teil des geistreichen Inhalts. Wie schon erwähnt drehte sich der Tag um das Hambacher Fest. Das im Schloss selbst facettenreich, wenn auch nicht vollständig umfassend, beschriebene Hambacher Fest hinterließ nicht nur mit den Schwarz-Rot-Goldenen Farben seine Spuren in diesem Land. Häufig wird dieser Ort auch als Wiege der deutschen Demokratie beschrieben. Das ist insgesamt wohl etwas schmeichelhaft, aber wohlwollend betrachtet kann man das so stehen lassen.


29.9.2011
Die Bergetappe nach Dahn
von Christian

Über Annweiler, Schwanheim, Erfweiler hat begonnen. 9,3 km sind bisher zurück gelegt.


29.9.2011
Kurze Rast in Annweiler am Trifels
von Christian

Zu sehen ist die Queich.


29.9.2011
Auf der Abfahrt Richtung Bärenbrunnerhof
von Christian

Bärenbrunnerhof.
Das Bergsteigermekka der Pfalz.


29.9.2011
Brauhaus Ehrstein
von Oliver
Zugreisende und Nicht-Bergfahrer sammeln und erholen sich im Brauhaus Ehrstein. Wir sind wenige Tage zu früh für Käschde- und/oder Starkbier. Aber Helles, Dunkles und Weizen wissen zu gefallen.

Übrigens:


29.9.2011
Annweiler am Trifels
von Oliver

Hier wurde übrigens zwischenzeitlich pausiert:


29.9.2011
Nußdorf – Dahn
von Oliver
Nachdem alle am Mittwoch Abend die Nachtfahrt von Rhodt nach Nußdorf unbeschadet überstanden hatten, sammelten sich die Reisenden nach dem Frühstück zwischen den Wingerten und ließen den Vortag nochmal Revue passieren. Man diskutierte die Ausstellung und die Details, die manche vermissten. So zeigten sich einige irritiert, dass das auch von polnisch(sprachig)en Teilnehmenden mitgetragene Hambacher Fest allein mit deutschen Texten beschrieben wird… keine 60 Kilometer entfernt von der Grenze zu Frankreich.
Der dann anstehende Weg nach Dahn konnte auf dreierlei Wegen in Angriff genommen werden:
– Der leichteste Weg führte den Berg hinab zum Bahnhof. Von dort wurden die ersten 33 Kilometer hin nach Hinterweidenthal mit dem Zug überbrückt. Wer wollte, konnte natürlich zwischendurch (z.B. in Annweiler) pausieren und die Fahrt später fortsetzen. Bis nach Dahn, bzw. bis zur Pfälzerwaldvereinshütte, war es von hier aus nur ein etwa acht Kilomater langer Katzensprung.
– Der Mittelweg führte teilweise entlang der Bahnstrecke und auch die Queich verlief sich manches mal in Radwegsnähe. Ein zäher aber kurzer Anstieg in Hauenstein sprengte für einen Moment die Gruppe, doch in Hinterweidenthal, kurz vor dem Brauhaus – das erklärte Ziel auch der ersten Gruppe – kam man eine Ecke vom Teufelstisch entfernt wieder zusammen.
– Der härteste Weg war eine Bergetappe, die auf fast 48 Kilometer zwei 400-Meter-“Pässe “und einen steilen Anstieg enthielt. Um das Brauhaus wurde allerdings ein großer Bogen gemacht.
Die Gestaltungsmöglichkeiten der Fahrt und der Beteiligten waren also auch an diesem Tag vielfältig.
Nach beziehen der Zimmer belohnte eine gutbürgerliche Pfälzer Küche den Gaumen und Pfälzer Wein oder Bier den Durst. Im Laufe des Abends zeigten sich erneut die Nachwirkungen des Hambacher Fests. Das Verhältnis zur Deutschland-Fahne, früher ein Signal für politische Forderungen oder ein Bekenntnis zur Demokratie, wurde leidenschaftlich diskutiert. Den meisten fehlt eine Leidenschaft für das Fahnenschwenken obwohl (oder gerade weil?) man die ursprünglich damit verknüpften Werte hoch hält. Dieses Spannungsverhältnis konnte nicht abschließend aber aufschlußreich geklärt werden.


30.9.2011
Exklusiv: Blick ins Schlafzimmer
von Oliver

Für alle die sich fragen wie es hier Nachts zugeht, gibt es jetzt brandheißes, exklusives Fotomaterial. Denn natürlich bleiben Radtouren nicht folgenlos. Namen werden mit Rücksicht auf die Privatsphäre nicht genannt, im Einzelgespräch aber schamlos aufgelistet. Die Beteiligten mögen mir verzeihen.

Hier nun das Foto. Aufgepasst:


30.9.2011
Hinauf nach Altdahn
von Christian

Die Burg Altdahn ist unsere erste Station heute. Allerdings brennen nach dem Aufstieg auf dem Fahrrad zur Burg und nach den vielen Treppen ganz schön die Beine.


30.9.2011
Mit dem Förster Sepp ins Revier
von Christian
Und zwar zu Fuss, als Wanderung. Auf dem Weg zum Schwalbenfelsen. Wir passieren…

den Hirschfelsen
den Mooskopf
den Schlangenfelsen
den Rosskegelfelsen
den Schwalbenfelsen

“Die Erosion
ist eine
Künstlerin
und das
Dahner Felsenland
ist ihr
Meisterstück!”