Aufstand und Rebellion in der Pfalz – eine politische Radreise in ein verborgenes Kapitel deutscher Demokratiegeschichte 1789-1849
Mit Thomas Handrich, Politikwissenschaftler
Erinnerung für die Zukunft
Wir möchten Sie einladen zu einer Zeitreise in ein verborgenes Kapitel deutscher Demokratiegeschichte.
Es waren kleine Dörfer und Städte in diesem schönen Landstrich, unweit der französischen Grenze, welche als erste in Deutschland den freiheitlichen Geist der französischen Revolution dazu nutzten, die kirchliche oder adlige Obrigkeit zu verjagen. Rund um Bergzabern wurde kurzerhand eine Republik nach französischem Vorbild ausgerufen.
Wenige Jahrzehnte später ereignete sich in der Pfalz das berühmte Hambacher Fest. Es konnte nur hier stattfinden, wo die demokratische Opposition am stärksten war. Und auch 1849 war die Pfalz, mit Kaiserslautern als Zentrum, für kurze Zeit Hauptstadt des Pfälzischen Aufstandes zur Verteidigung der ersten demokratischen Verfassung in Deutschland. Gemeinsam mit der badischen Aufstandsbewegung kämpften die pfälzer Aufständigen für die erste demokratische Verfassung in Deutschland.
Beginnen werden wir in Rastatt, dessen Schloss heute ein Freiheitsmuseum beherbergt. Während der Reise werden HistorikerInnen, VolkskundlerInnen und lokale Initiativen uns die Geschichte von Unterdrückung und Freiheitswillen, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, näherbringen.
Zwei Hauptfragen werden uns dabei begleiten:
Was ist aktuell geblieben vom damaligen Streben nach Freiheit, Gerechtigkeit und Selbständigkeit? Gibt es Parallelen zur heutigen Situation und zu unserem Verhalten gegenüber den gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen?
Diese politische Radreise soll nicht nur den Geist ansprechen. Ähnlich den Tausenden Teilnehmenden am Hambacher Fest werden auch wir die weinreiche und weinselige Pfalz, mit ihrer Ess- und Trinkkultur, kennenlernen, einige Burgen (zu Fuß) erklimmen und die schönen Landschaften genießen.
Geradelt wird gemütlich mit wenig Steigungen, insgesamt höchstens 40 km/Tag; sportlichen RadlerInnen
werden aber auch Optionen geboten, sich u.a. auf Gebirgsetappen zu begeben.
Stationen der Reise 2015
Rastatt: In die gerade neu fertiggestellte Festung zog sich im Sommer 1849 die badische Revolutionsregierung mit ihren Freiheitskämpfern aus Baden und der Pfalz zurück. Heute erinnert ein Freiheitsmuseum in einem Teil des Schlosses an die letzte Bastion der deutschen Demokratiebewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wir übernachten unmittelbar am Fluss Rhein, der bereits damals die Grenze zu Frankreich bildete und von einigen Freiheitskämpfern auf ihrer Flucht durchschwommen wurde.
Wissembourg im Elsass: Das wunderschöne mittelalterliche Städtchen war Zufluchtsort vieler demokratischer Oppositioneller, welche aus Deutschland fliehen mussten. Es lädt ein zum Verweilen in einem der vielen netten Cafés.
Nussdorf/Landau: Als französische Garnisonsstadt war Landau damals eine Exklave Frankreichs. Nach der französischen Revolution bildeten sich hier zwei Jakobinerclubs, ein deutscher und ein französischer. Wir werden u.a. Einblick in die Protokolle nehmen und in Nussdorf Häuser der neuen Zeitrechnung ab der französischen Revolution anschauen.
Hambacher Schloss: Hier traf sich 1832 im Mai die erste große Protestbewegung für ein republikanisches Deutschland. Eine Ausstellung soll daran erinnern. Anschließend stärken wir uns in am Fuße des Berges in Hambach und tauschen unsere Eindrücke zum Konzept der Ausstellung aus.
Esthal: Hier werden wir, inmitten des Pfälzer Waldes, in einem Kloster ein wenig ausspannen und diskutieren, was die Freiheitsgeschichte des 19. Jahrhunderts uns an Aufgaben für die Zukunft überlassen hat.
Queichhambach: In Queichhambach feiern wir das vierte Hambacher Fest in einer Kulturscheune, unter einem Freiheitsbaum, mit Lesung, Musik und Wein.
Rhodt/Gleisweiler: Die Schönheit der beiden Dörfer an der Weinstraße, mit ihren Blicken auf den Gebirgskamm der Haardt und die Weite der Rheinebene, inspirierte die herrschenden Fürsten und die Geistlichkeit, zum Bau repräsentativer Parks und monumentaler Gebäude. OrtschronistInnen werden uns erzählen, wie die einfache Dorfbevölkerung damals lebte.
(Änderungen vorbehalten)
Pfalzreise 1
mit Neelke Wagner, Politikwissenschaftlerin, Berlin
Beginn: 2.5.2015, 16:00 Uhr am Bahnhof in Rastatt (Baden)
Ende: 8.5.2015, 11:30 Uhr am Bahnhof Edenkoben (Pfalz)
Pfalzreise 2
mit Ulrike Hössle, Politikwissenschaftlerin, Seattle
Beginn: 3.08.2015, 16:00 Uhr am Bahnhof Rastatt (Baden)
Ende: 9.08.2015, 11:30 Uhr am Bahnhof Edesheim (Pfalz)
Die Reise 2 wird voraussichtlich international zusammengesetzt sein (mit Teilnehmenden aus Polen und den USA)
Leistungen
6 Übernachtungen im Doppelzimmer inklusive Halbpension und Wein, Reiseleitung inklusive politisches und kulturelles Begleitprogramm, ggf. Organisation der Radausleihe