Kommentare zur Pfalzreise im Herbst 2014

Auch die Pfalz-RadlerInnen im Herbst 2014 haben mir ihre Rückmeldungen und Eindrücke zugesandt. Ich möchte Ihnen diese ungekürzt und ohne Änderungen zukommen lassen. Insgesamt hat mich die Herbsttour ermutigt, mein langjähriges Projekt im Jahre 2015 weiter zu verfolgen.

Bei dieser Reise war alles drin, was ich mir nach Deiner Anzeige in der taz und dem Blick auf Deine Website vorgestellt habe. Die Reise hat alle Sinne angesprochen und kann in ein paar Sätzen nur andeutungsweise gewürdigt werden:
• Aus einer Gruppe von einander zunächst unbekannten Teilnehmern ist unter Deiner und Neelkes humorvollen, respektvollen, umsichtigen und gut strukturierten Leitung (inklusive einem erfrischenden Maß an Improvisation) eine lebendige Gemeinschaft gewachsen (hier noch mal ein herzliches Dankeschön an unsere großartige Gruppe).
• Erleben der unterschiedlichen Landschaften (insbesondere auch sehr schön der Gegensatz zwischen der quirligen, z.T. pittoresken Weinstraße im näheren und weiteren Umfeld von Gleisweiler und der Abgeschiedenheit des Pfälzer Waldes um Rumbach und der Möglichkeit durch das Wohnen dort auch die Unterschiedlichkeit dieser Orte zu erspüren.
• Gemeinsames Singen von Freiheitsliedern und dem Pfälzerlied – sehr stimmungsvoll auch der Abend mit dem Hoffmann-Hammer-Trio in der Scheune „unseres“ Winzerhofes.
• Gut strukturierte Informationen (hier nenne ich zuallererst die prägnanten, lebendigen und gut verständlichen Impulsreferate von Axel Kuhn: wahrlich wunderbare „Leckerbissen“ – habe unbedingt Lust noch die von ihm verfassten Reclamhefte zur Französischen Revolution zu lesen – und z. B. Deine Gegenüberstellung der Chronologie 1789 – 1795 in Frankreich-Elsass und Landau/Südpfalz).
• Spannend auch die vielfältigen Gelegenheiten, Historiker aus der Region, Nachkommen von Freiheitskämpfern und AktivistInnen in aktuelleren Konflikten (für mich besonders beeindruckend die betagte Waltraud Bischof aus Rumbach) zu hören und zu sprechen (ungewöhnlich und gut: Geschichte bei Flammekuchen und Pfälzer Wein).
• Ganz schön auch, wie Du uns mit den lokalen Gerichten und Weinen bekanntgemacht hast (wir haben sie reichlich genossen) – krönender Abschluss hierbei Zartbitter-Rotwein und zu guter Letzt ein göttlicher Mirabellenbrand aus der Destillerie Pfaffmann (Landau-Wolmesheim).
• Wenn ich meine Rückmeldung losgeschickt habe, wird mir bestimmt noch einiges einfallen. Auf alle Fälle war es eine wunderbare Reise, ich hoffe sehr bei Gelegenheit mal wieder mit Dir zu reisen.
Herzliche Grüße
Heinz-Jürgen

Die diesjährige Reise – meine Dritte – war erneut eindrucksvoll und zeitigte neue und vertraute Sichten, begleitet von teils hochinteressanten Vorträgen und Debatten. Zudem war die Gruppe mit 20 Teilnehmenden sehr munter und von erfrischender Neugier. Mir wird gerade im Rahmen einer solchen “Reisemischung” immer deutlicher: von Rastatt 1849 über Hambach, Französische Revolution bis zu den Bauernkriegen 1525 haben wir einen großen Schatz demokratisch- revolutionärer Tradition zu heben! Wer kannte schon die Heinemannn’sche Stiftung in Rastatt, die inhaltlich dürftige Ausstellung im Schloss Hambach bis hin zu den frühesten menschenrechtlichen Entwürfen der bäuerlichen Aufstände gegen feudale Obrigkeit und inquisitorische Geistlichkeit: gemessen an diversen, dumpfen undemokratischen Erscheinungen ist die Kenntnis dieser wertvollen Geschichte, angefangen im Schulunterricht bestenfalls als äußerst schwächlich bis nichtig zu bewerten.
Mit badisch-pfälzischen Grüßen !
Michel

Diese Reise hatte für uns zahlreiche Aspekte, die bereits die Vielfältigkeit und den Abwechslungsreichtum aufscheinen lassen: den technischen, den touristisch-landsmannschaftlichen, den historischen, den sportlichen und den gruppendynamischen. Insofern war Flexibilität und Improvisationskunst erforderlich.
Technisch sind alle Beteiligten natürlich davon ausgegangen, dass die Reifen ihrer Fahrräder unplattbar sind. Aber dieser Anspruch des Menschen auf das Absolute ist, wie wir spätestens seit Immanuel Kant wissen, nicht einlösbar. Nach ihm besteht das Absolute nur als Idee, die zwar anzustreben ist, die der Mensch aber niemals erreichen wird. Deshalb waren wir bereits zu Beginn der Reise, aber auch im weiteren Verlauf immer wieder mit einem Platten konfrontiert. Sich daraus ergebende Verzögerungen wurden mit Kompetenz und Humor bewältigt.
Wir haben während unseres erstmaligen Aufenthalts in der Pfalz zwei unterschiedliche Landschaften aus dieser Region kennengelernt. Während unseres ersten Quartiers in Gleisweiler das Weinanbaugebiet der Südpfalz mit seinen teils sanft, teils steiler ansteigenden Weinbergen und deren guten Produkten. Ein abwechslungsreicher musikalischer Abend mit vielen aufbauenden Liedern war gut für das Seelenheil. Gleichzeitig lernten wir die Pfälzer Mundart kennen und erlebten die damit verbundenen heimatlichen Gefühle unseres Veranstalters. Wenn man sich heimatlich fühlt, spricht man eben pfälzisch, ähnlich wie ein anderer großer Ludwigshafener, Ernst Bloch, der auch in seinem Exil in den USA „unverkennbar mit dem Akzent (…) (seiner) Landschaft und Heimat“) gesprochen hat. Unser zweites Quartier führte uns in das Dahner Felsenland, faszinierend wegen seines Waldreichtums und der großen Auswaschungen aus dem Sandstein. – Beide Gebiete wären eine zweite Reise in die Pfalz wert!
Die Kombination zwischen informativen und überwiegend gut strukturierten Vorträgen über die historischen Ereignisse in der Pfalz während der Jahre 1789–1849 und dem Besuch der dazugehörigen Orte mit dem Rad, machte den besonderen Reiz dieser Reise aus. Der Aufstieg zum Hambacher Schloss ließ mich den Aufbruch von 1832 nachempfinden. Gleichzeitig war aber auch sportliche Aktivität erforderlich, denn die Weinberge waren immer wieder von Tälern unterbrochen, so dass wir ständig auf und ab radeln mussten, für Norddeutsche zum Teil etwas beschwerlich. Bei dem Wechsel des Quartiers gab es aber die Möglichkeit diese Strecke zum großen Teil mit dem Zug zu bewältigen.
Unsere zweite Unterkunft bestand für viele von uns aus mehreren großen Ferienwohnungen in einem Hause. Dies hatte manche Selbstversorgung und zugehörige Küchendienste zur Folge. Zwar wurde anfänglich bekanntes Rollenverhalten sichtbar, aber die Gruppe löste diese „Probleme“ solidarisch und ohne große Diskussion. Vielmehr führte diese Situation zu einer Intensivierung des Kontaktes zwischen den Teilnehmern, was sich auch positiv auf die inhaltlichen Diskussionen auswirkte.
Kritisch anzumerken bleibt aus unserer Sicht, dass das zwar niedlich anzusehende Weindorf Gleisweiler für Fahrradtouren etwas „zu hoch“ lag, so dass zum Abend hin noch ein Berg mit dem Fahrrad zu bewältigen war. An manchen Tagen war das Programm der Radreise sehr dicht, so dass der Eindruck entstand: Weniger wäre mehr gewesen. Als Vorschlag zur Kürzung bleibt nur der Besuch im Bauernkriegsmuseum, da diese Thematik aus dem historischen Rahmen herausfällt.
Ursula und Jochen, zwei ältere Teilnehmer.

Eine Anzeige in der taz “Aufstand und Rebellion in der Pfalz (1789 – 1849)” erweckte unser Interesse. Aber verbunden mit einer Radreise?! Das hieße mit Bahn + Rad von Hamburg ins Herz der Pfalz, dann radelnd das Land erkunden, Gepäck für eine Woche in den Satteltaschen und sich auf Pannen und Regen einstellen. Wie sollte das gehen?
Es ging sehr gut dank einer ausgeklügelten Quartiersplanung (2 Standorte, von dort jeweils sternförmige Touren) und einer wirklich guten Organisation der beiden Begleiter Thomas H. und Neelke W. Das Programm hatte 2 Schwerpunkte.
1. Wir sollten uns nochmals in komprimierter Form vergegenwärtigen, welche Beweggründe zum Ausbruch der Französischen Revolution geführt haben, wie die bekannten Forderungen schnell in ein bürgerlich-liberales Fahrwasser gerieten, warum die Pfälzer so an der Verwirklichung der Forderungen hingen und wie mit den Revolutionären später von Seiten der Obrigkeit umgegangen wurde. Spannende Fragen. Eine halbe Woche begleitete uns ein Historiker und was er erzählte blieb wirklich haften – so präzise, knapp und plastisch haben wir beide noch nie ‘Geschichte gehört’.
Der 2. Teil der Woche war eher geprägt durch Dorf- und Familiengeschichten. Vereinzelt gibt es Familien in den Dörfern, deren Vorfahren aktiv oder passiv in das damalige revolutionäre Geschehen eingewoben waren. Sie hatten gekämpft, wurden ins Exil gezwungen oder bekamen Todesurteile. Historiker gaben diesen Erzählungen bei unseren Museumsbesuchen mit Archivmaterial ein breiteres Fundament.
Ein starker Impuls, der die ganze Tour prägte, kam von Thomas Handrich, einem Pfälzer, selbst. Er versucht in den Kleinstädten und Dörfern Menschen zu gewinnen, die noch Geschichten kennen und Dokumente besitzen, um die revolutionäre Geschichte der Pfalz vor dem Vergessen zu bewahren. Wir wurden Zeugen dieser Wiederbelebung durch ein “Öffentlich-machen” vor uns und haben seinen Elan bewundert. Es ist zu hoffen, dass seine Arbeit an Häusern und Plätzen einmal sichtbar wird.
Das klingt alles sehr sachlich. In Wirklichkeit waren wir in einer Gruppe (09/ 2014), die sehr lebhaft war, oft witzig, immer gut gelaunt auch bei Pannen. Ich kann nur Stichworte hinzufügen: Revolutionslieder, Musik, das Pfälzer Essen, der Wein, Wanderung zum Hambacher Schloss und zu den Felsen von Dahn, eine wunderbare Landschaft, die am besten zu Fuß oder mit dem Rad erforscht werden sollte. Die Reise war ein Gewinn.
Kritik? Vielleicht etwas zu viel Programm. Am 5. Tag kommt so etwas wie ein Sättigungsgefühl oder schwindende Aufnahmefähigkeit. Man wünscht sich etwas auszuspannen. Aber dies ist gemessen an einer Woche keine abschreckende Kritik.
Peter und Thea

Mir ist ein sehr umfangreicher Geschichtsstoff vermittelt worden. Ohne dass ich mich (leider) rechtzeitig zu Hause eingelesen und vorbereitet hatte. Aber: Ich bin jetzt dieses Themas (deutsch-französische Revolution) sehr aufmerksam geworden.
Ich finde es sehr effektiv, trockenen Geschichtsunterricht zu vermitteln in Verbindung mit Radtouren, fachlichen Vorträgen, Museumsbesuchen, interaktiven Gesprächen, Essen, Wein und Fußballaktionen. Sehr effektiv! Toll!
Willem

Geschichte lebendig zu lernen, auch durch Quellentexte, zum Teil sehr bewegend.
Geschichte als Teil der Gegenwart zu erfahren, sowohl national/international als auch lokal/persönlich. Die Gruppe mit vielen unterschiedlichen Kompetenzen auf verschiedensten Gebieten.
Die kompetente und zugewandte Gruppenleitung, die guten Ausgleich zwischen Gruppe und Individuen erreicht. Jeder Wortbeitrag wird wertschätzend behandelt. Danke!
.. und wir haben Lieder gesungen, und mein Repertoire erweitert!
Anonym

Die unterschiedlichsten Aktivitäten der Woche haben mir sehr gut gefallen. Die Mischung aus historisch-politischer Information, sportlicher Aktivität war sehr gelungen. Die Gruppe war nett und harmonisch im Miteinander. Insgesamt ein gelungenes Unternehmen – danke für die Organisation!
Anonym