Mit Rückenwind auf den Spuren einer enkeltauglichen Ökonomie
Mit: Thomas Handrich, Politikwissenschaftler und Veranstalter von Politische Radreisen sowie Silke Helfrich, Autorin und Commons-Aktivistin, Mitbegründerin Commons Strategies Group.
Auf twitter, im Hörsaal und im Feuilleton hat das „andere Wirtschaften“ Konjunktur. Es soll Vieles zugleich leisten: das Wachstumsparadigma ablösen und den Marktfundamentalismus. Die vielfältigen Bedürfnisse der Menschen befriedigen, die Umwelt schonen und dem Einzelnen Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Während in Seminaren und Talkshows diskutiert wird, öffnen Labore und Nischen, Bauernhöfe und städtische Oasen Raum zum Experimentieren. Meist sind es Orte, an denen gewöhnliche Menschen ungewöhnliche Dinge tun. Sie erproben die Wirtschaftsweise von morgen. Sie gewinnen Einsichten, die sie auf der Radtour mit uns teilen, die wir reflektieren, dokumentieren und weitertragen wollen. Zunächst zur 4. Internationalen Degrowth Konferenz, die in der ersten Septemberwoche 2014 in Leipzig stattfindet.
Die Tour wird Denk- und Produktionsorte der Solidarischen Ökonomie, der Postwachstumsökonomie, des Schenkens, Teilens und Commoning miteinander verbinden und den Genuss von Landschaft und Kultur nicht außen vor lassen. Unsere Eindrücke und neuen Ideen sollen mit anderen geteilt werden, auf Blogs, in Printmedien, zunächst aber mit den Teilnehmer/innen des Degrowth-Kongresses.
In Potsdam, der ersten Station unserer Reise, werden wir zunächst Einblick gewinnen in die Vielfalt der Ansätze, die einer enkeltauglichen Ökonomie Rückenwind verschaffen (mit Dr. Friederike Habermann). Wir sind zu Gast im Projekthaus, das mit neuen Formen der (Eigen-)Arbeit experimentiert. Und wir besuchen ein FabLab, das einen Raum für alle schafft, die re-, up- und downcyclen wollen, die sich für Open Source und Open Science interessieren oder für ressourcenschonendes Produzieren und Leben.
Im Dorf Baitz (bei Bad Belzig) werden wir für drei Nächte unser Basisquartier in der flämischen Kulturlandschaft aufschlagen. Wir werden „gewöhnlichen Menschen begegnen die ungewöhnliche Dinge tun“. Unter anderem treffen wir Aktive aus der Artabana-Region Ostwind und verbringen einen sonntäglichen Storytelling-Nachmittag mit Transition Town Bewegten aus der Region. Wir werden den dort heimischen Trappen beim Fliegen und Landen zuschauen und die Aussicht vom höchsten Berg Brandenburgs genießen.
In Zahna sind wir zu Gast bei Familie Schicketanz, die die Welt von morgen in ihren Ort und in die tägliche Praxis trägt. Sie können uns die Alltagsprobleme einer Food-Coop genauso erklären wie die neue Lust am Gemeinsamen.
Bei der Durchfahrt durch den Hohen Fläming, den Wörlitzer Park (UNESCO Welterbe) und die Dessauer Parklandschaft lassen wir uns von der Landschaft sowie dem fortschrittlichen und kreativen Geist von Pionier/inn/en aus Vergangenheit und Gegenwart zum Nachdenken inspirieren und werden – wie auf allen anderen Stationen unserer Reise – unsere Eindrücke und neuen Ideen austauschen, um sie auf Blogs zu teilen und für Printmedien aufzubereiten.
In Dessau wollen wir in Gesprächen mit renommierten Bauhaus-Denker/inn/en über zukunftsfähige Kultur- und Stadtlandschaften reden. Wir lernen „Raumpioniere“ (Oswalt) kennen, wir schauen uns in der Praxis an, welche Determinanten den Umbau der Städte Dessau, Wolfen und Bitterfeld bestimmt haben. Wir stellen uns vor, „solche Spinner wie die vom Bauhaus“ würden auch heute den Wandel/die Schrumpfung in der Region gestalten. Zudem genießen wir eine geführte Wanderung durch den Welterbe-Landschaftspark Georgium „Einmal Arkadien und zurück“.
Zum Abschluss der Reise machen wir in Quetzdölsdorf Station, zu Gast beim „Land.Leben.Kunst.Werk e.V.“, der vor allem eines kann: mit dem Klischee aufräumen, auf dem Lande sei es langweilig. Hier ergründen wir das Konzept und die Praxis einer Dorf-Region. Wir erleben, wie Leben, Arbeiten, Lernen, Bauen, Spielen und Kreativ tätig sein in einer Logik des Gemeinsamen funktioniert (oder auch nicht). Wir lernen die Geschichte des Schlosses von Quetz kennen, lassen die gesamte Reise Revue passieren und feiern miteinander.
Von Quetzdölsdorf, im Süden Sachsen-Anhalts, sind es noch 17 km nach Halle und 39 km bis nach Leipzig, die nach Programmende individuell per Rad oder Bahn bewältigt werden können. In Leipzig beginnt 3 Tage später, am 02.09.2014, die 4. Internationale Degrowth-Konferenz. Wir präsentieren unsere neuen Ideen auf dieser Konferenz, zu der wir alle Teilnehmenden herzlich einladen.
Los geht’s in Potsdam/Griebnitzsee: am Freitag, den 22.08.2014 (Anreise bis 17 Uhr)
Schluss ist in Quetzdölsdorf (Nähe Halle/Leipzig): am Samstag, den 30.08.2014 (Abreise ab 13 Uhr)
Wir werden bis circa 50 km am Tag radeln.
Leistungen
8 Übernachtungen, (vorw. DZ/Mehrbettzimmer inkl. Halbpension – Frühstück und 1 warme Mahlzeit)
Reiseleitung inklusive politisches und kulturelles Bildungsprogramm
ggf. Organisation der Radausleihe
Für Schreibwütige und mitteilsame Blogger/innen oder Journalist/inn/en besteht die Möglichkeit, sich bei der Heinrich Böll Stiftung um ein Vollstipendium zu bewerben. Wir freuen uns auch sehr über Menschen, die sich „einfach so“ für die Tour begeistern und sie durch ihre Teilnehmerbeiträge ermöglichen.